Entwicklung der Reben

Im Laufe des Jahres folgt die Weinrebe einem präzisen vegetativen Zyklus:

 

Winter:

Nach der Weinlese, von November bis Ende März, hält die Weinrebe Winterschlaf. Der Saft zirkuliert nicht mehr in der Pflanze. Das ist der beste Zeitpunkt, um die Weinrebe zu schneiden und die Zweige und Knospen auszuwählen, die die Triebe und die Früchte des nächsten Jahrganges geben werden.

Während dieser Periode überprüft man auch den Zustand der Pflöcke und der Eisendrähte.

 

Frühling:

Ende März/Anfang April "blutet" die Weinrebe. An den Schnittstellen tritt Wasser aus, der Saft ist zurück im Stock. Die Rebe fängt an, auszutreiben. Die Knospen, in Winzersprache Augen genannt, schwellen an und werden samtig, man nennt dies "Wolle-Stadium". Die Triebe oder sogenannte Fruchtruten sind nun geschmeidig und werden an Drahtseile gebunden, der Stamm wird an einem Pfahl angebunden. Die jungen Blätter entfalten sich, die Triebe werden länger und die ersten Gescheine (so nennt der Winzer die Trauben vor der Blüte) werden sichtbar.

Im Mai/Juni wachsen die Triebe weiter und die Gescheine vergrößern sich. Die Pflanze kann bis zu 15 cm pro Tag wachsen. Die Rebe muss nun ausgelichtet werden. Kümmer- und Doppeltriebe werden entfernt. Damit wird erreicht, dass nur die fruchttragenden Triebe die benötigten Nährstoffe erhalten, Pflanzenschutzmittel effizienter und sparsamer eingesetzt werden können und die Laubwand nach einem Niederschlag besser abtrocknen kann.

Die Triebe entwickeln sich schnell, man muss die Rebe nach oben führen, dass sie sich horizontal nicht überlappen.

Dies wird mit mobilen Drahtseilen erreicht. Zwischen dem 10. und 20. Juni beginnt die Rebe zu blühen und wartet auf die Befruchtung.

 

Sommer:

Ende Juni/Anfang Juli beginnen sich aus den befruchteten Blüten kleine Fruchtknoten zu entwickeln, die später zur eigentlichen Traube heranreifen.

Im Juli/August nehmen die Trauben durch die Feuchtigkeit und Wärme rasant an Größe und Gewicht zu. Am Anfang des Fruchtansatzes sind die Beeren pfefferkorngroß und die Luft kann gut in der Traube zirkulieren.

 

Ende Juli ist der Traubenschluss, d.h. die einzelnen Beeren liegen so dicht aneinander, dass der Rappen (das Stielgerüst) ganz verdeckt wird. Anfang August beginnt die Traube zu reifen und ihre Farbe zu ändern. Sie färbt sich rot für rote Trauben und gelblich durchsichtig für weiße Trauben. Ungefähr in der Halbzeit der Reifephase kann sich die Hälfte des Weinberges verfärbt haben.

In dieser Schlüsselphase können schon erste Voraussagen für den Erntebeginn gemacht werden, denn im Allgemeinen liegen ungefähr 45 bis 50 Tage zwischen der Reifehalbzeit und dem Erntebeginn eines Weinberges.

In dieser Phase ist die Arbeit im Weinberg sehr zeitintensiv:

  - Per Hand: Die Triebe, die keine Früchte tragen, werden entfernt und zu lang gewordene, überhängende Triebe gekürzt. Alle tragenden Ruten werden angeheftet. Durch den Laubschnitt werden Blätter entfernt, um die Durchlüftung der Rebanlage zu fördern und durch das Entfernen einiger schon erbsengroßen Beeren, erhalten die verbleibenden Beeren mehr Kraft (nur auf den Rebflächen, die zu viel Blätter und Reben tragen).

  - Mechanisch: Pflanzenschutz, Unkrautbekämpfung, Laubschnitt (die Weinrebe wird horizontal und vertikal zu einer Laubhecke geschnitten).

 

Herbst:

Im September/Oktober reifen die Beeren weiter. Auf manchen Rebflächen werden alte Laubblätter entfernt, um das Reifen durch direkten Sonnenkontakt zu erleichtern.

Die Triebe, die die Beeren tragen, wechseln ihre Farbe und verhärten. Das ist die Zeit der Holzreife, in der ein Teil des Zuckers, der durch die Blätter produziert wird, als Reservestoffe ausgelagert wird.

Diese Reservebildung erlaubt der Rebe, den Winterfrösten zu strotzen und im Frühjahr die Knospen- und Triebbildung zu erleichtern.

Im November/Dezember kann man, solange die Temperaturen mild bleiben, dieses Farbspiel bewundern. Leider ist die Pracht viel zu schnell vorüber, denn mit den ersten Nachtfrösten wird das frostempfindliche Laub schnell unansehnlich braun und fällt dann innerhalb weniger Tage mitsamt Bindedrähte zu Boden. Gegen den 20. November kann der Rebenschnitt wieder von vorne beginnen.